Zweizylinder-Reihenmotor 800 ccm.
Beim Zweizylinder Parallel-Twin verfügt die Kurbelwelle über einen Hubzapfenversatz von null Grad. Dadurch arbeitet der quer zur Fahrtrichtung eingebaute Motor mit einer gleichmäßigen Zündfolge, bei der mit jeder Kurbelwellenumdrehung ein Arbeitstakt erfolgt. Daraus ergibt sich eine durchaus beabsichtigte Klangverwandtschaft zu den Boxer-Motoren, die ebenfalls mit einem Zündversatz von 360 Grad arbeiten. Insbesondere aber begünstigt die gleichmäßige Zündfolge einen ausgewogenen Ladungswechsel mit hoher Drehmomentausbeute und harmonischem Verlauf. Damit sind die Grundvoraussetzungen für einen dynamischen Antrieb erfüllt.
Die bei Zweizylinder-Motoren unvermeidlichen Massenkräfte erster und zweiter Ordnung werden durch eine bis dato einzigartige Ausgleichsmechanik neutralisiert. Statt konventionell über so genannte Ausgleichs- oder Gegengewichtswellen erfolgt die Kompensation der oszillierenden Massenkräfte durch ein mittig auf der Kurbelwelle geführtes Gelenksystem mit definiert angeordneten Gegengewichtsmassen: Ein gegenüber dem Hubzapfen angeordneter Exzenter auf der Kurbelwelle trägt ein sogenanntes Ausgleichspleuel. Dieses Pleuel ist an eine Ausgleichsschwinge angelenkt.
Die Kinematik ist dabei so ausgelegt, dass sich das Ausgleichspleuel gegenläufig zu den beiden Motorpleueln auf und ab bewegt. Durch die Führung über die relativ lange Schwinge wird eine annähernd geradlinige Schwenkbewegung des Pleuelkopfes erreicht. Die Massenverteilung an Pleuelkopf und Schwinge ist so gewählt, dass die aus der Schwenkbewegung resultierenden Massenkräfte in jeder Kurbelstellung den jeweiligen oszillierenden Massenkräften des Kurbeltriebs (Kolben und Pleuelanteil) entgegenwirken. Dadurch werden die Massenkräfte erster und zweiter Ordnung nahezu vollständig eliminiert und es ergibt sich ein vibrationsarmer Motorlauf. Ein weiterer großer Vorteil dieser eleganten Konstruktion liegt in ihrer Geräuscharmut, da typische Antriebsgeräusche von Zahnrädern oder Ketten entfallen.
Der Ölkreislauf weist ebenfalls technische Besonderheiten auf und geht über den klassenüblichen Standard hinaus. Um Panschverluste zu minimieren, verfügt die F 800-Motorenreihe über eine Semi-Trockensumpfschmierung. Das aus den Hauptlagern des Kurbeltriebs austretende Öl läuft in den abgeschotteten Schacht der Ausgleichsmechanik. Eine Ölpumpe saugt den Schmierstoff hier ab und verteilt ihn durch Öldüsen im Getriebe. Das aus dem Getriebe über Durchbrüche im Kurbelgehäuse ablaufende Öl sammelt sich zusammen mit dem aus dem Zylinderkopf über den Kettenschacht ablaufenden Öl im verbleibenden Freiraum des Kurbelgehäuses um den Pleuelschacht. Dieser Freiraum wird so als integrierter Öltank genutzt. Aus diesem Reservoir versorgt eine zweite Pumpe alle Lagerstellen.